Wie HR-Profis lernen, klar zu sprechen

Klare Rhetorik hilft Führungs- und HR-Profis, wirkungsvoll zu kommunizieren und Missverständnisse zu vermeiden.

Die Kunst des höflichen NichtssagensWorte ohne Wirkung

  • „Lassen Sie uns das mal mitnehmen.“
  • „Wir schauen uns das intern noch an.“
  • „Dafür haben wir momentan leider keine Kapazitäten.“
  • Oder im österreichischen Dialekt: „Schau ma moi!“

Hand aufs Herz: Wer in HR, L&D oder Personalentwicklung arbeitet, kennt diese Sätze – und hat sie vermutlich selbst schon verwendet. Ja, auch darüber hinaus. Sie klingen überall professionell, freundlich und hinterlassen vor allem eins: keine Angriffsfläche. Das Problem? Sie hinterlassen auch keine Wirkung.

Jürgen Eisserer auf der Bühne als Keynote Speaker und Rhetoriktrainer
Jürgen Eisserer auf der Bühne als Keynote Speaker und Rhetoriktrainer

HR (L&D und PE) ist die Schaltzentrale zwischen Führungsebene und Mitarbeitenden, zwischen Strategie und Umsetzung, zwischen „Wir haben da eine Vision“ und „So sieht der Arbeitsalltag aus“. Wer in dieser Rolle erfolgreich sein will, braucht vor allem eins: Klarheit in der Rhetorik.

Doch genau daran hapert es oft. Warum? Weil wir zu nett, zu vage und zu vorsichtig formulieren. Dabei gibt es fundierte Gründe, warum Klartext in der Kommunikation nicht nur wirkungsvoller, sondern auch vertrauensbildend ist.

Warum schwammige Sprache schadet (und warum sie trotzdem so oft benutzt wird)

1. Die Illusion von Harmonie

Viele glauben, dass zu klare Worte zu Konflikten führen könnten – also umschiffen sie kritische Punkte mit weichen Formulierungen. Studien zur psychologischen Sicherheit (Edmondson, Harvard Business School) zeigen, dass Menschen nicht wegen Klartext frustriert sind, sondern weil sie nicht wissen, wo sie stehen. Ein für mich riesen Meilenstein, als ich auf diese Arbeiten gestoßen bin. Und warum ich Verfechter des Mottos: „Klarheit vor Harmonie“ bin.

2. Kognitive Überlastung: Das Gehirn liebt Klarheit

Unser Gehirn verarbeitet klare, einfache Botschaften besser als lange, verschachtelte Sätze. Ja, einerseits nutzen das in politischen Spielen viel zu unserem Nachteil aus. Aber klar ist auch: Dieser Theorie zufolge reduzieren unklare Aussagen die mentale Kapazität für echte Inhalte: Also kurz gesagt: Deine Botschaft verpufft, wenn du zu viel sprichst.

3. Klare Sprache = Vertrauensbildende Sprache

Laut der Kommunikationsforschung werden Menschen als glaubwürdiger, kompetenter und vertrauenswürdiger wahrgenommen, wenn sie präzise sprechen. Denn wer es schafft komplexe Themen prägnant zusammenzufassen, dem wird „Kompetenz“ zugeschrieben. Das gilt besonders in beruflichen Kontexten. Eine ehrliche, klare Ansage erzeugt mehr Respekt als 20 höfliche Schachtelsätze.

Drei sofort anwendbare Rhetorik-Strategien für HR-Profis

1. Der „Sage-es-in-7-Wörtern“-Test

Wenn du es nicht in sieben Wörtern sagen kannst, sagst du zu viel. Das Gehirn liebt Klarheit. Je kürzer und präziser eine Aussage ist, desto leichter bleibt sie hängen.

Beispiel: Statt „Ich denke, wir sollten vielleicht in Erwägung ziehen, das noch einmal zu besprechen“, einfach: „Das ist zu schwierig, lass uns das nochmal durchdenken.“

Als HR-Profi musst du oft so auf den Punkt kommen. Denn in der VermittlerInnen-Rolle zwischen Geschäftsführung und den Bedürfnissen der Mitarbeitenden, ist nur wenig Platz für Unklarheiten.

Wer lange Einleitungen braucht, verliert Aufmerksamkeit. Trainiere dich darin, die Kernbotschaft in maximal sieben Worten zu formulieren, bevor du ins Detail gehst.

Formuliere deine Aussage und kürze sie dann um 30 %. Meist bleibt genau das übrig, was wirklich zählt.


2. Verabschiede dich von „Weichmachern“ und „Winselwörtern“ – gilt auch außerhalb von HR

Schwammige Sätze schwächen deine Wirkung. Mit Winselwörter meine ich das Sinnbild eines Hundes, der sich geduckt nicht wirklich aus der Ecke traut, weil er Angst hat, hier könnte jetzt Gegenwind blasen. Und diese typischen Winselwörter und Weichmacher und wie du sie ersetzen kannst, findest du hier:

❌ „Ich denke, dass das vielleicht ein guter Ansatz wäre.“
✅ „Das ist ein guter Ansatz.“

❌ „Wir könnten überlegen, ob es sinnvoll wäre, das umzusetzen.“
✅ „Lass uns das umsetzen.“

Sag es in klaren, selbstbewussten Sätzen. Jedes Eigenschaftswort darfst du selbst kritisch hinterfragen. Denn du kannst später immer noch abschwächen, falls nötig.


3. Pausen statt Füllwörter – Die unterschätzte Kraft von „Nix-Sagen“

„Äh“, „sozusagen“, „im Grunde“ – all diese Füllwörter – „Nonsense-Phrasen“ sind Platzhalter für Unsicherheit. Sie machen deine Botschaft schwächer. Statt „Äh“ oder „sozusagen“ zu sagen, mache eine bewusste Pause. Eine Stille von zwei Sekunden erhöht nachweislich die Wirkung einer Aussage.

Teste es selbst:
„Diese Veränderung ist… (Pause)… notwendig.“
Klingt stärker als:
„Diese Veränderung ist… äh… oder „im Prinzip“ oder „eigentlich“ „irgendwie notwendig.“

Studien der University of Michigan zeigen: Sprechpausen machen verständlicher und lassen dich kompetenter wirken. Also: Wer schweigt, gewinnt – zumindest rhetorisch.

Und das Beste? Pausen kosten nichts! Kein Rhetorikseminar, keine Technik – einfach mal bewusst still sein. Probier’s aus: Mach beim nächsten Gespräch eine Pause, bevor du sprichst. Die anderen werden gespannt auf deine Worte warten – und du klingst direkt souveräner.


Fazit: Klare Worte, starker Auftritt

HR ist mehr als nur Prozesse – es ist Kommunikation, und Kommunikation entscheidet über Einfluss und Wirkung. Wer in Meetings und Gesprächen klar und souverän spricht, wird gehört und respektiert.

Deshalb: Raus aus der Harmoniefalle, rein in die Klarheit!

Wer sich über Rhetorik-, Medien- oder Kommunikationstrainings informieren will findet mehr in der Rhetorikakademie (www.rhetorikakademie.at) und auf leveloop.at (www.leveloop.at)

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